Cusco (25.07 – 04.08)

Das berühmte Machu Picchu!

20 Stunden später kam ich dann auch endlich in Cusco an. Durch Demonstrationen, Baustellen und das Verkehrschaos des Nationalfestes, haben wir leider 4 Stunden länger gebraucht. Ich sah zwar kurz, dass die Stadt super schön ist, aber viel Zeit sie mir anzusehen hatte ich nicht. Ich wollte gleich am nächsten Tag mit dem Salkantay Treck nach Machu Picchu starten und die Vorbereitungen nahmen gut Zeit in Anspruch. Eine Wanderkarte zu bekommen ist in Cusco eine echte Herausforderung, durch die ich ein bisschen was von der Stadt zu sehen bekam. Naja, zwei Stunden später war ich Besitzerin einer sehr schlechten Karte, die in Kombination mit der App Maps.ME sogar sinnvoll und nutzbar war.

Von dem Fest habe ich wenig mitbekommen. Die Paraden, in den die Peruaner in ihren Trachten auf der Straße Tanzen und Musik machen waren natürlich nicht zu übersehen. Aber die Peruaner nutzen jede erdenkliche Gelegenheit mit Straßenparaden ihre Trachten zu zeigen. In der wenigen Zeit, die ich überhaupt in Städten verbracht habe, habe ich ziemlich viele davon gesehen. Obwohl ich mir gar nicht vorstellen das es so viele Feste gibt. Wahrscheinlich ist auch schon die Tatsache eines einfachen Sonntags genug Grund für eine Parade. Oft machen auch schon Kinder dabei mit. Die Trachten selber sind kunterbunt und jedes Mal anders. Oft sind sie so übertrieben geschmückt, dass man kaum woanders hingucken kann. Selbst in den Bergen laufen die Menschen in ihren kunterbunten Trachten rum. So kitschig und hässlich es eigentlich ist, wenn ein Mann z.B. in einer weiß, pink, gelb, glitzernden Weste mit entsprechendem Rest herumläuft (vielleicht noch ein gold glitzernder Hut dazu), gehört das für mich schon zu Peru dazu und ich könnte es mir gar nicht ohne vorstellen.

Da ich eh erst noch 3 Stunden mit dem Bus zum Startpunkt des Salkantay fahren musste und eh nicht morgens mit dem Treck starten konnte, machte ich mir gar nicht erst den Stress früh los zu fahren, sondern plante den ersten Tag nur als halben Treckingtag. Wofür hätte ich denn früh aufstehen sollen? Ich habe hier ja für alles so viel Zeit, wie ich mir gerade nehmen möchte.

Auf dem Salkantay Treck hatte ich endlich mal die Möglichkeit wirklich alleine zu sein und über mein Leben nachzudenken. Bis jetzt hatte ich die Trennung eigentlich nur verdrängt, was hier unglaublich einfach ist, wenn man jeden Tag coole neue Dinge erlebt, tolle Menschen kennen lernt,… aber verarbeitet hatte ich die Trennung noch nicht. Den Salkantay Treck hätte ich mit Rapha gemeinsam laufen wollen und merkte leider, wie stark ich ihn noch vermisse. Die Zeit alleine hat unheimlich gut getan und ich konnte meine Gefühle etwas ordnen. Ich hatte nichts wichtiges woran ich denken musste, keine Zeitdruck oder Ziele für den Treck, sondern konnte ganz entspannt schauen was mir der Tag bringt und wo ich am Abend lande. Genug Essen hatte ich für 10 Tage dabei, sodass ich mir um nichts weiter Gedanken machen musste als kurz vor 18h eine flache Stelle zum zelten zu finden. (mit dem Essen, was ich unterwegs gefunden habe hätte es sogar für 12 Tage gereicht…) Wenn es mir gefühlsmäßig gerade nicht ganz so gut ging, habe ich z.B. einfach Kolibris beobachtet. Die sind sooo super süß, dass man gar nicht mehr traurig sein kann. Natürlich habe ich sie auch beobachtet, wenn es mir gut ging, weil man so viele davon sehen konnte.

Dort alleine unterwegs zu sein ist definitiv nicht gefährlich, auch wenn viele Leute das denken und mich gebeten haben vorsichtig zu sein. Die Menschen die dort leben sind super lieb und man ist nie wirklich alleine, da auf dem Trail viele Gruppen unterwegs waren. Ein Guide, der meinen Rucksack sah, fragte mich, ob ich nicht mit ihnen gemeinsam gehen wolle. Er würde meinen Rucksack von einem der Pferde tragen lassen. Das Angebot war super lieb, aber ich wollte ja gerne alleine unterwegs sein und ich wollte mich ungern an die Zeiten, Tempo und Orte von anderen Leuten binden.

Es war super spannend den Salkantaypass in 4600m zu überqueren. Leider hing der Hauptgibfel des Nevado Salkantay (~6300m) in den Wolken. Der Gipfel hat sehr steile hänge, so dass ich die größten Lawinen meines Lebens nur hören und nicht sehen können (ich war mehrere Kilometer außer Reichweite davon…). Zwei der Lawinen donnerten sogar über 30 Sekunden den Berg hinunter.

Als ich noch in Deutschland war habe ich von Harpe Kerkeling „ich bin dann mal weg“ gelesen. In seinem Buch beschreibt er sehr lustig, dass man sich manche Dinge einfach nur wünschen muss oder wie er es beschreibt, sie beim Universum bestellen soll. Daran musste ich häufig denken. Z.B. als ich durch ein Dorf gegangen bin und mega Lust auf frisches Obst hatte, die aber nur Bananen hatten, habe ich eine halbe Stunde später ganz viele Walderdbeeren gefunden. Oder an einer späteren Stelle dachte ich, dass hier ein Avocadobaum super wachsen könne und ein paar Meter später habe ich mehr Avocados gefunden, als ich tragen konnte. Essen hätte ich also locker für 12 Tage gehabt, mit all dem was ich am Wegrand finden konnte. Am dritten Tag habe ich „leider“ Granadillas gefunden (eine süße Maracujaart). Die sind sooo lecker, dass ich einfach nicht daran vorbei gehen konnte und da sie auch noch in den Bäumen hingen hatte ich endlich einen Grund darin rumklettern zu dürfen. Das Ende vom Lied war jedoch, dass ich zwei große Tüten voll hatte die etwa 4kg gewogen haben. Mit den 3 großen Avocados die ich auch unterwegs gefunden habe, war das ganz schön anstrengend das alles 600m höher zu schleppen. Außerdem hat mein Rucksack wieder ein Gewicht erreicht bei dem ich mir die Haut an den Hüften und am Rücken aufgescheuert habe. Aber die Vitamine aus den Früchten helfen mir ja sicherlich bei der Wundheilung… Die Abra Machu Picchu ist ein Aussichtspunkt der 600m über Machu Picchu liegt. Genialer Weise konnte man direkt da oben campen! Als ich dort ankam lag Machu Picchu leider schon im Abendnebel und morgens haben wir 2,5 Stunden auf klare Sicht gewartet, aber es klarten immer nur die Berge daneben auf. Trotzdem war es eine sehr schöne Aussicht und ich kann ja nicht immer Glück mit dem Wetter haben.

Was das Wetter angeht, will ich euch ja nicht neidisch machen, aber da mir immer wieder jemand aus Deutschland schrieb, wie gut oder beschissen der Sommer in Deutschland doch ist, muss ich euch gestehen, dass ich den letzten Regenschauer vor in Guatapé in Kolumbien erlebt habe. Das waren aber nur kurze, warme Schauer und kaum als schlechtes Wetter zu bezeichnen. Damit hatte ich in den gesamten letzten 4 Monaten 4,5 Tage schlechtes Wetter… =) Schon dekadent, wenn man das sogar an einer Hand abzählen kann.

Dummer Weise habe ich meine Tropfen um Wasser zu Trinkwasser machen zu können, zusammen mit dem Autan in Cusco liegen lassen. Dafür hätte ich mich selbst Ohrfeigen können. Die Moskitos hier sind brutal und gemein! Die Stiche bluten oft ziemlich, weil das Blut verdünnt wird und der Juckreiz ist deutlich stärker als der von deutschen Mücken. Zumindest bei mir. Zwischendurch habe ich mal gezählt und hatte nur am linken Unterarm 27 Stiche. Der Juckreiz hat mir auch über eine Woche lang den Schlaf geraubt und ist danach gerade mal erträglich geworden. Bei der Anzahl an Stichen könnte ich jedenfalls Zika-Vieren abbekommen haben. Gemerkt habe ich zum Glück nichts davon. Ich habe nämlich notgedrungen mein Immunsystem aufs extreme getestet und jegliches Wasser ohne meine Tropfen getrunken. Meine Teebeutel zum Filtern des Wassers hatte ich zwar mit aber meistens waren so wenig Schwebstoffe im Wasser, dass ich mir nicht mal die Mühe gemacht habe es zu filtern. In höheren Lagen ist es eigentlich kein Problem, das Wasser zu trinken, weil es vom Gletscher noch kalt genug ist, dass sich darin nicht übermäßig viel bildet und bei der richtigen Fließgeschwindigkeit, wird es durch den Sand und Kies gefiltert. Darauf habe ich schon geachtet. Aber ich habe vergessen darauf zu achten, wann ich dann eigentlich in zu tiefen Höhenlagen war und das Wasser sogar durch den Djungel geflossen war. Das ist mir erst aufgefallen, nachdem ich mein Wasser schon zwei mal neu aufgefüllt hatte und dachte mir dann „jetzt ist´s eh zu spät“. Krank geworden bin ich zum Glück trotzdem nicht.

Es war ziemlich lustig, obwohl viele Leute ein sehr unterschiedliches Tempo hatten und unterschiedliche Wege gegangen waren, habe ich am vierten Tag fast alle Leute getroffen, die ich unterwegs kennen gelernt hatte. Die waren zwar langsamer und weniger viel gegangen, aber mein Umweg über die Abra Machu Picchu hat mich auf ein perfektes Maß zurück fallen lassen. Nur habe ich morgens leider so lange auf klare Sicht gewartet, dass ich ein klein bisschen zu spät am Nachmittag in dem Dorf vor Machu Picchu ankam. So musste ich einen Tag warten, um am nächsten Nachmittag erst Machu Picchu zu sehen.

Machu Picchu selber war wirklich beeindruckend! Deutlich besser, als ich es erwartet hatte. Von den Fotos kommt das feeling dafür überhaupt nicht rüber. Und da man Ruinen ja von der ganzen Welt kennt, habe ich sie für nicht so spannend gehalten. Nun habe ich die Erfahrung gemacht, dass es auch für mich stimmt, was fast alle über Machu Picchu sagen.

Ich machte mich noch am gleichen Abend auf den Weg richtung Cusco. Der Receptionist aus meinem Hostel hatte mir gesagt, dass der Weg neben dem Schienen der sicherste sei. Da ich nicht mehr auf touristischen Wegen und auch nicht mehr in den Bergen unterwegs war, entschied ich mich für diesen. Um die nächste Stadt innerhalb eines Tages erreichen zu können, musste man sehr schnell gehen. Ich war sehr verdutzt, als ich morgens um 6 startete und die Peruaner mir alle im Laufschritt entgegen kamen oder mich überholten. Hier waren größtenteils Träger für einen anderen Treck unterwegs. Für mich ist es vollkommen unverständlich, warum die Agenturen es organisatorisch nicht schaffte, die Sachen im Zug transportieren zu lassen. Statt dessen mussten die Träger 12 Stunden im Laufschritt mit teilweise ziemlich viel Gepäck zurücklegen. Einerseits hat es mich bedrückt das zu sehen und gleichzeitig habe ich gemerkt wie sehr es mich stresst, wenn alle Menschen um mich herum so hetzen. Es liegt leider in unserer Natur uns immer anpassen zu wollen und so habe ich gemerkt, wie wichtig es ist darauf zu achten in was für einem Umfeld man sich aufhält. Das wusste ich zwar vorher auch schon, aber ich habe es noch nie so deutlich gespürt.

Da ich mein Zelt dabei hatte, konnte es mir vollkommen egal sein, wann ich in der Stadt ankomme. Und habe eben 1,5 Tage gebraucht. Als ich dort ankam fühlte ich mich total ausgeglichen und hatte gerade keine Lust mehr zum wandern. Ich wollte lieber die Zeit in Cusco verbringen, um mir die Stadt anzusehen. Normalerweise ziehe ich Natur zwar immer der Stadt vor, aber mein Weg wurde etwas langweilig. So schön er auch war, war er wenig abwechslungsreich. Und Cusco hat mich wirklich beeindruckt. Ich würde sie als die schönste und auch ruhigste Stadt bezeichnen, die ich gesehen hatte.

Von Cusco aus kann man Touren zu den Regenbogenbergen buchen. Natürlich schaut man sich vorher ein paar Bilder an und ich fragte mich, wie stark sie mit Bildbearbeitungsprogrammen die Farben verstärkt haben, um so leuchtende Farben zu zeigen. Aber die Bilder waren echt!!! Ich konnte es kaum glauben und war von der Schönheit der Berge überwältigt! Mein einziger Gedanke war mit einem Paragleidingschirm darüber fliegen zu wollen und hier nicht mehr weg zu gehen. Der Aussichtspunkt war 5100m hoch. Von oben sah ich einen anderen Weg zu dem „roten Tal“. Wir hätten uns bereits 10 Minuten zuvor auf den Rückweg zum Parkplatz machen sollen, als ich mit unserem Guide verhandelte, noch kurz da rüber laufen zu dürfen, um nur einen kurzen Blick hinein zu werfen. Ich versprach ihm den etwa 1,5 Stündigen Weg zum Parkplatz zu joggen und pünktlich am Bus zu sein. Etwas widerwillig stimmte er schließlich zu. Allerdings ohne mir zu sagen, dass man für das „rote Tal“ noch mal extra Eintritt zahlen musste. Leider wusste ich, dass ich nach 1-2 Minuten definitiv umkehren muss. Und entschied mich den Eintritt dafür nicht zu bezahlen. Als ich pünktlich am Bus ankam, war ich erst die Dritte am Bus. Der Guide hatte mir vorher gesagt, dass der Bus maximal 10 Minuten warten könne und ansonsten ohne mich fahren würde. Naja, 10 Minuten später wurde unser Guide leicht nervös, als schon fünf von ~30 Personen am Bus waren. Nach 30 Minuten trudelten so langsam seelenruhig mehrere Leute ein, die nur meinten: „hinter uns sind welche noch langsamer…“ denn drei Leute waren noch durch das „rote Tal“ gegangen und der ganze Bus hat im Endeffekt etwas über eine Stunde gewartet. Wären 90% pünktlich gewesen, wären wir mit Sicherheit gefahren, aber da alle 5 Minuten jemand eintrudelte, warteten wir dann doch und kamen mit guter Verspätung in Cusco an. Es ärgerte mich etwas mir nicht wenigstens 5-10 Minuten für das Tal genommen zu haben, wenn ich dann später noch eine Stunde warten musste, weil 3 Leute dafür gesorgt haben, dass 20 andere trödelten. Da kommt dann doch mein deutscher Punktlichkeitssinn durch. Püktlichkeit wird hier in manchen Ländern sehr klein geschrieben… meistens stört mich das ja nicht, aber in diesem Fall war es doof. Naja, jedenfalls nahm es mir die Entscheidung ab, wo ich als nächstes hin fahren würde. Viele Menschen hatten mir von Arequipa in Peru berichtet, wofür ich etwa 4 Tage gebraucht hätte und ich hatte noch nie so starke Probleme mich zu entscheiden, wo ich denn weiter hin fahre. Selbst am Busschalter war ich mir noch nicht sicher. Aber ich musste mein Gepäck noch aus dem Hostel abholen und da wir so spät waren hätte ich mich ziemlich beeilen müssen. So entschied ich mich dann doch nach Bolivien zu fahren.

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