Österreich Sept. 2016

Um meine Ausrüstung zu testen, machten wir einen kleinen Vorbereitungsurlaub. Danach war eindeutig klar, dass ich für die Reise einen besseren Schlafsack und eine gute Isomatte brauche. Der Rucksack erwies sich als besser als gedacht.

Natürlich haben wir den Urlaub nicht nur als Vorbereitungsurlaub geplant, aber es lies sich sehr gut kombinieren. Überlegt hatte ich mit Mazzo schon seit 2008 mal auf die Zugspitze aufzusteigen. Jetzt war der perfekte Moment dafür, weil ich so den Rucksack und anderes Material testen konnte, dass ich schon für die Reise besorgt hatte. Unser Plan war es in 5 Tagen die Zugspitze und den Großvenediger zu besteigen. Ich war vorher leider noch nie auf einem Gletscher und hatte etwas Erfahrung dringend nötig. Auch wollte ich gerne wissen, wie mein Körper auf die Belastung reagiert.

Am 18.09.2016 wollte ich morgens um 6 mit Mazzo in der Zug einsteigen. Das hat auch geklappt, aber da ich erst nachts angefangen hatte zu packen und Mazzo auch erst um 4 Uhr zu mir kam, hatten wir leider keine Zeit zum Schlafen. Wie erholsam der Schlaf im Zug ist brauche ich euch nicht zu schreiben. Erste Lernerfahrung: viel früher mit packen anfangen! Gegen Nachmittag waren wir dann am Fuß der Zugspitze. Der Aufstieg ging erstaunlich gut für unsere körperlichen Vorraussetzungen. Auf etwa 1500 m fanden wir einen super klaren, aber natürlich arsch kalten Bergsee, in dem wir trotzdem schwimmen gegangen sind. So 10-15 Minuten konnte man sogar gut drin bleiben. Auf 1800 m fanden wir einen alten Bunker, bei dem wir unser Zelt aufschlugen. Insgesamt war das Wetter ziemlich feucht und regnerisch, so dass wir an dem Bunker zumindest unseren Rucksack trocken abstellen konnten, um das Zelt auszupacken und aufzubauen. Außerdem gab es an und in dem Bunker ja auch einiges zu erkunden.

In der Nacht merkte ich wie ungeeignet mein Schlafsack und die Isomatte sind. Zum Glück war ich von der vorherigen Nacht so fertig, dass ich trotz der Kälte schlafen konnte. Als wir morgens wach wurden merkten wir, dass wir gerade mitten in einer Wolke schliefen und all unsere Sachen unangenehm klamm waren. Naja, beim Gehen wird einem schon warm. Weiter oben wurde der Weg zunehmend zu einem Klettersteig als ich den ersten Schnee auf dem Weg fand, freute ich mich noch wie ein Zaunkönig. Da wusste ich noch nicht wie nervig Schnee nur 100 m höher sein kann. Wir hatten ziemlich viel Spaß auf dem Klettersteig. Meine Handschuhe waren schon lange durchnässt, aber solange wir uns bewegten ging es mit der Kälte. Etwas höher wurde es dann auch wieder flacher, was aber auch bedeutete, dass der Schnee besser liegen blieb und die Wegmarkierungen verschneiten. Mittlerweile stapften wir durch fast Knietiefen Schnee und konnten unseren Weg nur noch den Stahlseilen erkennen, die zum Festhalten dienten. Anscheinend war das Gelände aber irgendwann wohl so gut begehbar, dass sie auf weitere Stahlseile verzichteten und prompt hatten wir uns auch schon verlaufen. Wir kletterten zu zweit einen Absatz hoch an dem ich schon wusste, dass wir nicht mehr richtig waren und umdrehen wollte. Als ich sah, dass Mazzo eine senkrechte Wand mit seinem Handschuh untersuchte und meinte, „es muss hier doch einen Weg geben“, dachte ich er ist verrückt geworden. Er versuchte zum Glück nicht irgendwie diese Wand hoch zu kommen, wollte aber kurz nach dem richtigen Weg suchen und versuchte an einer anderen Stelle weiter zu kommen. Ich wollte nicht weiter gehen und lieber dort warten, was eine doofe Idee war. Obwohl ich vorher noch am Schwitzen war frohr ich in wenigen Minuten komplett durch und Mazzo war nach 10 Schritten im dichten Nebel verschwunden. Eigentlich war meine Angst ziemlich unbegründet weil wir kurz unter dem Gipfel waren und es da viel zu flach war für Lawinen war und auch unsere Fußstapfen, die unser einziger Wegweiser waren wahrscheinlich auch noch länger als ein paar Minuten zu sehen waren, trotzdem bekam ich Panik und als Mazzo nach 10 Minuten zurück kam war ich nicht mehr davon abzubringen absteigen zu wollen. Auch nicht, als wir dann vermutlich doch den richtigen Weg fanden. Wir hätten eigentlich über das Höllental zur deutschen Seite des Berges absteigen wollen, was bei den Wetterverhältnissen nicht so klug gewesen wäre. Und so machten wir uns wieder auf dem Weg nach untern. Da wir nun aber in Österreich ankamen, schafften wir es nicht mehr rechtzeitig vor 18h in Garmisch Partenkirchen zu sein, um unseren Mietwagen zu holen und campten irgendwo kurz vor der Stadt. Als wir noch mitten im Wald waren und nicht wussten, ob wir noch in Österreich oder schon in Deutschland waren, fragten wir jemanden der dort unterwegs war. Seine Antwort war ein tiefes gegrummeltes:“wir sind in Bayern“. Wir mussten sehr lachen, als wir das hörten. Es scheint doch noch Leute zu geben, die sehr sauer reagieren, wenn man Bayern als Deutschland bezeichnet.

Am nächsten Tag konnten wir im Auto immerhin erstmal unsere Schlafsäcke trocknen. Die letzte Nacht mussten wir leider in nassen Schlafsäcken verbringen. Was ich echt niemandem wünschen würde. Da wir um 8 schon losgefahren waren, konnten wir uns schon so um 11 mit dem Aufstieg beginnen. Durch den schnellen Abstieg von der Zugspitze merkte ich mein linkes Knie leider etwas. Aber Tape hatte ich natürlich dabei. Der Weg nach oben war traumhaft schön. Wir hatten bestes Wetter und haben neben vielen großen Murmeltieren auch ein Babymurmeltier gesehen! Das werde ich so schnell nicht wieder vergessen. Auf 2200m kurz unter einem 200 Meter hohem Klettersteig campten wir und versteckten morgens Zelt und Schlafsäcke hinter einem Stein, um diese nicht mit auf den Gipfel schleppen zu müssen. Wir hatten vor gehabt um 6 weiter aufzusteigen und rechtzeitig auf dem Gletscher zu sein. Aber wir waren doch etwas später dran. An einer Hütte haben wir uns noch schnell Scheeschuhe geliehen und weiter ging es. Wir erreichten den Gletscher erst zwischen 10 und 11 und der Schnee wurde langsam schon weicher. Da ich ja keinen Vergleich hatte, wie fest sich der Schnee anfühlen sollte musste ich mich erstmal daran gewöhnen dem Schnee zu vertrauen. Anfangs habe ich noch sehr große Bögen um die beeindruckenden Gletscherspalten gemacht. Nach und nach lernte ich dem Schnee zu vertrauen.

Auf dem Gletscher sahen wir ganz viele Schmetterlinge. Sie müssen von den Winden nach oben getragen worden sein und wenn sie sich irgendwo hinetzten um sich auszuruhen, erfrohren sie. Einen haben wir rechtzeitig vom Boden aufgehoben und auf meinem Rucksack von der Sonne wärmen lassen. Kurze Zeit später ist er weiter geflogen hat sich dann vermutlich wieder irgendwo hingesetzt und ist gestorben. Wir erkannten, dass das keine würdevolle Methode war mit den Tieren umzugehen und haben uns was anderes überlegt. Da die Tiere oben auf dem Gletscher zum sterben verdammt waren konnten wir nur versuchen sie in einer Tasche des Rucksacks auch bis nach unten runter zu tragen. Leider hatten die Tiere nur die Wahl zwischen Pest oder Cholera und wir hofften, dass sie den Schock einen halben Tag in einer Tasche durchgeschüttelt zu werden überleben würden. Allerdings begegneten uns direkt auf unserem Weg auch nur 2 Tiere die noch nicht gestorben waren und die wir einpackten. Der eine von beiden flog abends munter davon. Bei dem zweiten waren wir uns nicht sicher, ob er nur etwas Zeit braucht um sich zu erholen oder ob er als Vogelfutter enden würde. Trotzdem hatten sie es besser überstanden, als wir es uns vorgestellt hätten.

Auf dem weiteren Weg nach oben erklärte Mazzo mir ein bisschen etwas darüber welche Hänge Lawinengefährdet sein können und bei welchen es eher unwahrscheinlich ist und das früh morgens der Schnee am festesten ist. Auch wo die Gefahr einer Gletscherspalte größer oder kleiner ist. Naja, es gibt trotzdem immer Ausnahmen und man muss sehr aufpassen. An einer Stelle die wir auch nicht als gefährlich für Spalten angesehen hätten guckte nur noch das obere Ende einer Leiter aus dem Schnee. Zum Glück war 3 Stunden vor uns eine Truppe mit Bergführer losgegangen, so dass wir größtenteils einfach ihren Spuren folgten. Wenn sie schon 5 Leute vor uns gehalten haben würden sie uns auch noch halten. Aber beeilen mussten wir uns schon, da der Schnee immer weicher wurde. Eine Stunde unter dem Gipfel kam uns die andere Truppe entgegen. Sie hatten ihre Jacken noch an, weil auf dem Gipfel ein sehr kalter Wind geweht hatte. Als wir später auf dem Gipfel in 3666 m Höhe waren hatte der Wind gerade nachgelassen, so dass wir uns richtig gut Sonnen konnten. Es waren auch laut den Bergführern die schönsten 2 Tage des Jahres. Nach dem Wetterpech der Zugspitze war das hier ein wunderbarer Ausgleich.

Beim Abstieg sanken wir dann trotz der Schneeschuhe schon ziemlich tief ein und beeielten uns herunter zu kommen. Wir sahen auch, dass am Nachmittag die Wolken immer weiter aufstiegen und dass wir irgendwann darin landen würden. Wir hatten ja noch unsere Spuren vom Vormittag als Wegweiser, aber ohne diese hätten wir einen Kompass gebraucht. Es ist eine beeindruckende Erfahrung, wenn alles um einen herum einheitlich weiß ist und man keinen Übergang mehr zwischen Boden und Himmel sehen kann.

Wir sind sehr gut wieder unten angekommen. Nur mit einem üblen Sonnenbrand. Da merkt man dann deutlich, wo man sich unordentlich eingecremt hat. Haben noch mal an dem gleichen Platz vom Vorabend gezeltet und uns dann auf den Weg nach hause gemacht. Natürlich wurden wir da auch wie auf dem Weg nach oben permanent von knuffigen Murmeltieren begleitet.

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