Bali 1

Die ersten zwei Wochen mit der Familie!

Die Ankunft am Flughafen war leider so abschreckend wie man es aus Erzählungen kennt. Man wird regelrecht von Taxifahrern überfallen. In Südamerika waren zwar auch viele Taxifahrer, aber die waren freundlich und ehrlich und haben einem sogar die Richtung der Bushaltestelle gezeigt. Auf Bali dagegen wird man plump angelogen. Man konnte gar nicht anders, nach wenigen Minuten Aggressionen gegen Taxifahrer zu entwickeln. Dafür gab es mehrere Gründe. Erstens, weil sie nicht nur penetrant sind, sonder einen sogar verfolgen und zweitens, weil es ihnen scheiß egal wie dreist sie lügen. Nachdem ich jemanden nach einem öffentlichen Bus gefragt hatte, der mir sagte es gebe keinen, ging ich weiter um nach der Bushaltestelle zu schauen und jemand anderen zu fragen. Der Taxifahrer folgte mir stets mit ein paar Metern Distanz und zuckte nicht mal mit der Wimper, als ich die Bushaltestelle fand und dort Leute nach dem Preis für den Bus fragte. Diese sagten mir der Bus koste etwa 30 Cent. Der Taxifahrer wollte 18 Euro haben. Auf einen bösen Blick des Taxifahrers verschwanden diese aber schnell. Ich hatte dem Taxifahrer mittlerweile 3 mal höflich gesagt, dass ich nicht mit ihm fahren werde, sondern mir falls ich den Bus wirklich nicht finde ein anderes Taxi nehme. Trotzdem bin ich ihn nicht los geworden. Solange man höflich bleibt, bringt das gar nichts. Der Taxifahrer hat einfach 40 Minuten freundlich, mit unendlich vielen Lügen, auf mich eingeredet und dabei seine Lügen so oft wiederholt und begründet, bis ich letzt endlich doch unsicher wurde, ob er lügt oder nicht. (mal ganz davon ab gehört die Methode zu den Manipulationstechniken und eigentlich kenne ich sie sogar. Man muss es aber aktiv trainieren dabei nicht unsicher zu werden. Besonders, wenn Leute gute Begründungen für ihre Lügen haben). Angeblich gab es keinen Fußweg aus dem Flughafen heraus und die erste Bushaltestelle des Stadtbusses sollte 10 km entfernt sein. Möglich wäre das gewesen. In New York hatte ich ja auch das Problem, dass man nur mit dem Auto oder Zug in den Flughafen kam. Daher einigten wir uns nach viel Diskussion darauf, dass er mich, für 6 Euro, bis zur ersten Bushaltestelle brachte. Als er nach 2 km anhielt, um mich an der Bushaltestelle raus zu lassen war ich mir seiner Lügen wieder sicher und bin etwas ausgerastet. Daraufhin hat er mich zumindest noch bis zu der Bushaltestelle auf halber Strecke gefahren. Aber die 2 km aus dem Flughafen raus hätte ich auch entspannt gehen können und ja natürlich konnte man als Fußgänger aus dem Flughafen raus.
Außerdem habe ich aus der Situation gelernt, dass man lieber zum Nationalen Flughafen hinüber geht, wo die Taxis schon nur noch die Hälfte kosten. Auch wenn die Taxifahrer genauso schlimm sind.

Ich kam einen Tag eher als meine Familie in Bali an, was einfach perfekt passte, weil das der letzte Tag von Anouke, Siebren und Gijs war. Die luden mich für eine Nacht in ihr Appartment ein, da sie zu dritt ein 4 Personen Appartmet hatten. Die Anlage war mega schön mit großem Pool und eigenem Restaurant. Wasser und frisch gepressten Orangensaft gab es umsonst… jami… Tja und dann gab es noch einen Ball zum Wasserball spielen. Keine Ahnung wie das möglich war, aber plötzlich war es kurz vor 12… Wo auch immer die Zeit geblieben ist. Jedenfalls hatten wir eine Menge Spaß im Pool! Am nächsten morgen zeigten sie mir einen Strandabschnitt mit einem super guten Seafood Grill. Der am Morgen gefangene Fisch lag auf Eis und man konnte sich genau das Exemplar aussuchen was man haben wollte. Die Krabben und Lobster lebten sogar noch. Je nach Größe hat so ein Fisch dann 3-5 Euro gekostet und unheimlich gut geschmeckt. Grundsätzlich gab es eben jeden Tag nur das, was gerade gefangen wurde.

An diesem Tag kamen dann auch schon Mama, Albi, Mira und Steven nach Bali. Sie dachten, dass wir uns in Ubud an der Villa treffen würden und haben sich unheimlich gefreut, als ich mit am Flughafen stand, um sie abzuholen. Mama war um so mehr überrascht, als sie realisierte, dass ich die ganzen zwei Wochen mit ihnen gemeinsam verbringen würde. Ich hatte ihr vorher einen Plan geschickt, in dem ich alles stehen hatte, was ich gerne machen würde. Mama dachte daher, dass ich oft unterwegs bin, um diese zu sehen. Dass ich nun meinen Plan geändert hatte, um die Zeit mit ihnen gemeinsam zu verbringen freute sie um so mehr!
Die Villa war total schön. Im Garten stand ein überdachtes Himmelbett, dass ich für mich beschlagnahmte. Mir kam der Spruch „es ist schön ein Dach über dem Kopf zu haben“ in den Sinn und muss ihn aber ergänzen, „es ist traumhaft keine Wände um sich herum zu haben“. Ich merke mehr und mehr, wie sehr ich es genieße draußen zu schlafen. Es gibt mir irgendwie ein sehr freies Lebensgefühl und ist noch viel schöner als im Zelt zu schlafen.
Die Villa lag 4 km außerhalb von Ubud mitten in Reisfeldern und ein bisschen Djungel. Außerdem hatten wir das Glück kurz vor einem Fest am ersten November angekommen zu sein. Es war sehr spannend all die Vorbereitungen für das Fest zu sehen, da auf der ganzen Insel die Straßen mit großen Bambusbögen geschmückt wurden, die mit teilweise sehr viel Aufwand und liebe gestaltet wurden. Die meisten Leute auf Bali sind Hinduisten. Allerdings unterscheiden sie sich wohl sehr stark von den indischen Hinduisten, da die Kultur der Balinesen sich stark mit dem Hinduismus vermischt hat. Für das Fest wird quasi das ganze Land geputzt. Es war beeindruckend, wie viele Leute ihre Scooter geputzt oder die Straße gefegt haben. Allerdings möchte ich auch gar nicht so genau wissen, wie viel Müll sonst auf den Straßen liegt, wenn nicht gerade alles für das Fest geputzt wird. Bali hat doch schon ein großes Müllproblem, weil es kein Müllsystem gibt und jeder seinen Müll einfach verbrennt. Den ersten Tag unternahmen wir noch nicht viel, sondern schauten uns nur ein bisschen in der Gegend um.

Dummerweise habe ich wahrscheinlich mit den Beinen irgendeine Pflanze berührt, die mit meiner Creme und Sonnenlicht reagiert hat. Nachdem ich mein Gesicht eingecremt habe, habe ich die restliche Creme einfach an meinem Bein abgewischt. Am nächsten Tag konnte man ganz deutlich die streifen meiner Finger sehen, weil ich nur dort einen Sonnenbrand hatte. Allerdings hat der ungewöhnlich stark geschmerzt und ist jeden Tag schlimmer geworden. Trotz Behandlung mit Aloe Vera und Arnica, sah es nach 5 Tagen aus wie eine Verbrennung zweiten Grades mit großen Brandblasen. Da ich Angst hatte einen Keim hinein zu bekommen, als es begann sich zu öffnen suchte ich doch lieber ein Krankenhaus auf. Die haben alles gut desinfizierten, die Blasen geöffneten und mit einer antibiotischen Creme versorgt. Danach wurde es dann auch langsam besser. Es dauerte aber im Endeffekt etwa drei Wochen, bis es verheilt war. Und jetzt nach 7 Wochen sieht man es noch, aber ich bin nur noch bei starker Sonne vorsichtig damit.
Am 1.11. hatten wir einen Taxifahrer für den ganzen Tag. Wir hatten gedacht uns die kulturellen Festlichkeiten ansehen zu können, aber der Barongtanz am Morgen war mehr eine Aufführung für Touristen, als eine Tradition. Die echten Tänze, der Balinesen konnte man am nächsten Tag überall auf den Straßen sehen. Diese wirkten deutlich echter und authentischer, als der für Touristen aufgeführte Tanz.
Wir hatten ein Taxi für den ganzen Tag und der Taxifahrer war gleichzeitig auch unser Privatguide und erklärte uns eine Menge. Als nächstes fuhren wir zum Kraterrand des Vulcans. Der eigentliche Krater war riesig und aus der Mitte des Kraters wuchs ein neuer Gipfel empor. Es sah lange nicht so hoch aus, wie er wirklich war, aber wir Standen nur auf ~800m und der Gipfel war 1700m hoch. Am liebsten wäre ich direkt hoch gelaufen. Aber dafür bräuchte ich mindestens einen halben Tag. Daher ging es dann noch weiter zu weniger touristischen Reisterrassen die super schön waren! Ich habe mich dort deutlich wohler gefühlt, als in den berühmten touristenüberlaufenen Reisterrassen, die ich mir 2 Wochen später angesehen habe. Wir haben dort einen langen Spaziergang gemacht und ich habe mir endlich mal wieder die Zeit genommen mit meiner Kamera herum zu spielen und Fotos mit unterschiedlichen Einstellungen zu machen. Eigentlich nehme ich mir diese Zeit viel zu selten, wie ich mal wieder realisierte. Das ist ähnlich wie mit dem Joggen. Man nimmt sich nie die Zeit dafür, aber wenn man erst mal losgelaufen ist kann man kaum nachvollziehen, dass man nicht zwei mal täglich läuft, weil es sich so gut anfühlt.
Die nächsten Tage fuhren wir ein bisschen umher, um uns alle die wichtigsten Dinge in unserer Nähe anzusehen. Einen Wasserfall, viele Tempel, die zwar für uns schön waren aber etwas langweilig aufzuschreiben sind. Was viel spannender war, ist der monkey forest, in dem glaube ich rund 600 Affen leben. Jedenfalls super viele, die außerdem sehr frech sein konnten. Taschen musste man schon gut zu knoten, wenn man die mit rein nehmen wollte.Wenn ihr Interesse an irgendwas erst mal geweckt war, war es auch schwer, sie zu verscheuchen, da sie dann sofort aggressiv wurden.
Ein Affe, dem es zu weit war von einem Geländer des Weges zur anderen Seite zu springen benutzte Steven eben mal als Zwischenstation. Der erschrak sich natürlich gut, als er angesprungen wurde, aber der Affe sprang schnell weiter. Ein anderer Affe kletterte auf Mira herum und auch Albi hatte einen Affen auf der Schulter sitzen. Auch wenn man Respekt vor ihnen haben sollte, weil sie schnell zubeißen, wenn man sie verärgert, sind sie doch überwiegend einfach neugierig und frech.
Trotzdem haben mich im Endeffekt die Seehunde aus Neuseeland stärker beeindruckt, da sie viel zufriedener wirken als Affen. Es war reiner Genuss, die spielenden Seehunde zu beobachten! Die jungen Affen spielen zwar auch noch, aber gerade die älteren streiten sich mehr, als dass sie miteinander Spielen.
Der monkey forest war echt toll und ich bin auch später mit Freunden noch ein zweites mal dort hin gefahren, wo ich dann weniger Skepsis vor den Affen hatte und sie munter auf mir herum klettern lassen habe. Andi wurde allerdings in den Finger gebissen und obwohl es nur eine kleine Wunde war, heilte diese sehr schlecht.
Ein weiteres Highlight war der Hidden Canyon. Ebenfalls eine Empfehlung von Anouke, für die ich ihr sehr dankbar bin. Leider musste man sich einen Guide nehmen, um sich den anschauen zu können, was aber für Mama und Albi sehr gut war. So konnten sie ohne Zweifel, ob wir wirklich den richtigen Weg gehen, hinter ihm her gehen und den Canyon genießen. Man musste an einigen schon „klettern“ (ich würde es mehr krakzeln nennen), aber der Guide hat ganz genau gezeigt wo man sich festhalten soll oder welcher tritt gut ist. Dafür, dass es für die anderen 4 der erste Canyon in ihrem Leben war, war es definitiv sehr gut mit einem Guide einzusteigen, der einem einfach vertrauen vermittelt. Für Albi, Mama und Mira war es genau der richtige Mix aus der Schönheit des Canyons mit etwas Anstrengung, dass sie alle drei vor Freude strahlten. Ich genoss es unheimlich, dass Leuchten in ihren Augen zu sehen. Das war für mich im Endeffekt sogar beeindruckender als der Canyon selber. Die Freude anderer Menschen zu beobachten macht mich ebenso glücklich! Neben der Tatsache, dass ich den Canyon natürlich auch genossen habe, aber für mich war er leider nicht mehr so spektakulär, weil ich schon so viele unterschiedliche gesehen habe.

Damit war dann die erste Woche in der Nähe von Ubud rum und es ging weiter zu einer anderen Villa, die nahe am Strand lag und zum entspannen gedacht war. Außer Surfern am Nachbarstrand gab es da auch einfach nichts. Oh doch, es gab große Varane, was sehr lustig war. Am ersten Tag kam Mama mit einem leicht entsetzten Gesichtsausdruck vom Strand zurück und fragte, was für große Tiere es hier gebe. Mama hatte natürlich gleich ein größeres Exemplar gesehen (etwa 2,5m), der gerade aus dem Wasser heraus spaziert kam, was Mama irritierte. Das Varane fischen gehen war mir vorher auch nicht bewusst und mussten wir erst mal bei Wikipedia nachlesen.
Von der ersten Villa waren wir noch etwas verwöhnt. Die war super gepflegt, das Hauspersonal war fast rund um die Uhr vor Ort und am putzen und haben uns außerdem jeden Tag mit mega leckerem Frühstück versorgt. Dafür, war sie eigentlich nur wenig teurer als diese ziemlich heruntergekommene Villa. Wir mussten als aller erstes eine Großputzaktion starten, um die Küche überhaupt benutzen zu können. Dadurch, dass die Küche allerdings draußen im freien war musste man eh jeden Tag mit Grundputz starten. So wie es jedoch bei unserer Ankunft aussah, war es teilweise echt eklig. Nicht mal einen sauberen Schwamm zum abwaschen oder saubere Geschirrhandtücher gab es dort. Für balinesische Verhältnisse war der günstige Preis dafür eigentlich noch übertrieben. Zudem war das Dach nicht geschlossen, weswegen so einige running Gag´s entstanden sind.
Am zweiten Tag lag etwas braunes undefinierbares vor Mamas und Albis Bett, als ich gerade noch mit Albi darüber philosophiert habe, ob dieses braune Ding irgendein lebendiges Tier oder ein schleimig wirkender Stein sein könnte kam Steven um die Ecke und beschwerte sich lautstark, dass ihnen ein Gecko mitten ins Zimmer gekackt hätte. Albi und ich hatten vermutlich ähnliche Assoziationen, aber unser Gehirn hat sich pfleglich dagegen geweigert, diese Vorstellung überhaupt zuzulassen. Auch wenn es unvorstellbar riesig für diese kleinen Tiere war, war das leider die naheliegendste Lösung und so waren wir nicht mehr in der Lage den Gedanken zu verdrängen, es wegzumachen und zu hoffen, dass es nie wieder auftaucht. Hätte sowieso nicht funktioniert, weil es sich an den nächsten Tagen bestätigt hat und wir täglich Geckoscheiße wegräumen mussten.
Ich habe noch gar nicht von dem Baligecko berichtet. Den gibt es wirklich nur auf Bali. Er ist etwa 3 mal so groß, wie ein normaler Gecko, aber ungefähr 10 mal so laut und jeder normale Mensch wacht davon auf, wenn so ein Gecko irgendwo in der Nähe ist. Sogar ich bin die erste Nacht in Ubud von einem Gecko wach geworden, als ich draußen geschlafen habe. Nach einer Nacht kannte ich das Geräusch zum Glück und ich ließ mir nur noch von Steven sagen, dass mal wieder ein Gecko neben mir im Garten saß, der ihn durch die geschlossene Tür geweckt hat.
Ich hatte zwar schon immer einen super guten Schlaf, aber durch das Reisen bin ich noch mehr abgestumpft. Zum Glück ist genetisch gesteuert, dass Frauen auf jedes noch so kleine Geräusch eines Babys reagieren. Ansonsten hätte es zwei Tage nachts ziemlich Theater gegeben, da ich Ersatzmama eines Katzenbabys war!!! Es fing damit an, dass wir am zweiten Tag in Selemadeg ein kläglich mauzendes Katzenbaby nahe unserer Villa hörten. Es hatte offensichtlich seine Mutter verloren. Nachdem es bereits einige Stunden gemauzt hatte, gingen Mira und ich los, um es zu fangen und zu füttern. Jedoch ließ es sich leider nicht fangen.
Das Katzenbaby mauzte auch den nächsten Tag durchgängig, was uns allen Bauchschmerzen bereitete. Vor allem auch, weil wir das Gefühl hatten, dass das mauzen kraftloser wurde. Am nächsten Abend saß es in einem Busch aus dem es sich entspannt mitnehmen ließ. Leider hatten wir nichts, um ein Katzenbaby zu füttern und der eine Supermarkt im Ort war schon zu. Obwohl Milch nicht gut für Katzen ist, versuchte ich mit Mama mit Wasser verdünnte Milch in das Katzenbaby hinein zu bekommen. Ein paar Tropfen hat es getrunken, als wir ihm einen mit Milch getränkten Waschlappen ins Maul stopften. Beim drauf beißen kamen ein paar Tropfen in den Rachen. Von alleine hat es allerdings nicht getrunken und eine Pipette natürlich nicht dabei. So schmerzlich es auch für mich und Mama war, brachte ich das Katzenbaby zurück, in der Hoffnung, dass die Mutter vielleicht doch nicht tot sei und ihr kleines hört. Mama bekam schon morgens Magenkrämpfe bei dem Gedanken an dem Busch vorbei gehen zu müssen und das Baby immer schwächer mautzen zu höre. Den dritten Abend, als wir nun nach dem Essen an dem Busch vorbei kamen, lief das Katzenbaby von sich aus neben meinen Füßen mit. Es ging einfach nicht es dort sterben zu lassen, dass konnte keiner von uns ertragen. Also hatte ich es wieder auf dem Arm, um einem erneuten Fütterungsversuch zu starten. Steven entpuppte sich als kreativer Lebensretter und kam mit vielen Ideen die mir und Mama am vorherigen Abend nicht gekommen waren. Da es so aussah, als ob das Tier ohne unsere Hilfe sterben würde, meinte Steven, so schlecht es auch für das Tier ist braucht es erst mal hochkalorische Kost. Am besten pure Milch mit Butter und etwas Zucker, damit der kleine von selbst anfängt zu fressen und das ganze noch leicht erwärmt. Außerdem hatte er die Idee, dass ich es ja weiter versorgen könnte, nachdem die anderen abgereist seien. Der Gedanke war mir selber noch gar nicht gekommen, aber es wäre möglich und so beschlossen wir, es ein bisschen auf mich zu fixieren. Die Milch hat ihm sehr gut geschmeckt und er wurde nach drei Tagen dauermauzen endlich ruhiger. Er fing sogar an mit uns zu spielen und wir gaben ihm den Namen Wayan. Das heißt auf balinesisch „der Erstgebohrene“.
War nur noch die Frage, was wir nachts mit ihm machten, um ihn halbwegs zu beaufsichtigen. Da ich mit meiner Isomatte die letzten Nächte eh immer irgendwo gelegen hatte, hatte Steven die Idee, dass ich doch auch mit dem kleinen in einem der Badezimmer schlafen konnte. Da hatte er die Möglichkeit ein bisschen herumzustreunen, aber man musste sich keine Sorgen um ihn machen. 3 oder 4 mal in der Nacht hat er gemauzt, um seine zwei Teelöffel Milch zu bekommen, aber grundsätzlich war er relativ friedlich und hat phasenweise etwas geschlafen. Wenn ich auf dem Rücken lag war sein Lieblingsplatz die Mulde zwischen meinem Kehlkopf und den Schlüsselbeinen, wo er sich zusammenrollte. In Seitlage lag er vor meinem Bauch. Wenn er wach war lief er auf mir herum, was mich nur wenig störte.
Ich hatte zwar viele Unterbrechungen meines Schlafes, aber fühlte mich trotzdem super fit und flitzte früh morgens los, um Katzenbabyfutter zu besorgen. Ich fand unerwarteter Weise sogar Junior Katzenfutter für ab der 4ten Woche. Da Wayan etwa 5 Wochen alt war, passte das perfekt. Erstaunlicher Weise fraß er das direkt mit sehr großer Leidenschaft. Ein Problem weniger, ihn auf Fleischnahrung umgewöhnen zu müssen. Das kann schon mal schwierig sein, aber dafür war der Hunger wohl groß genug. Morgens ließen wir ihn auch draußen frei rum laufen. Zuerst noch unter Aufsicht, aber er hatte mittlerweile so viel vertrauen, dass er nicht aus Angst vor uns weglief. Und wenn er wirklich weg wollte, war er ja immer noch ein freies Tier. Als er dann irgendwann vormittags verschwunden war, waren wir Frauen schon traurig, (die Männer vermutlich etwas erleichtert…), dass er doch seinen eigenen Weg gegangen war. Allerdings sah ich irgendwann zufällig eine klein bisschen Fell unter einer Kommode.
Ich hatte in der ihn in der Nacht mit Schnurrgeräuschen beruhigt, wenn er unruhig war. Wenn ich nun an der Seite der Kommode schnurrte, schaute ein kleiner neugieriger Kopf um die Ecke.
Wir sprachen mit dem Hauskeeper Dwi, welche Möglichkeiten es für Wayan gebe, ob er dort bleiben könne oder ich ihn mitnehmen soll. Ich wollte ihn nur ungern aus seiner gewohnten Umgebung, heraus nehmen. Mein nächstes Ziel war Denpasar, was stressig für ihn werden würde und langfristig die schlechtere Lösung für eine Straßenkatze. Für Dwi war es gar kein Problem, die Katze einfach dort zu lassen. Es war zwar auch absehbar, dass er keine liebevolle Bezugsperson haben würde, aber Dwi versprach uns ihn ab und zu zu füttern und nach jemandem zu fragen, der Wayan vielleicht sogar haben wollte. Mir war zwar nicht ganz so wohl bei dem Gedanken, dass sie nur ab und zu gefüttert wird, aber für die Katze war es glaube ich besser, als sie mit zu nehmen. Ich hatte Tagsüber sehr viel mit Wayan gespielt und festgestellt, dass seine Reflexe gut genug sind, um entspannt Insekten jagen zu können. Allerdings war es nicht die schlaueste Idee so viel mit ihm zu spielen, da er auch nachts gerne weiter mit mir spielen wollte. Scheinbar war es spannender meine Kette, Finger oder meinen Fuß zu attakieren, als zu schlafen. Das wird dann schon sehr anstrengend dabei noch zu schlafen. Da er sich mittlerweile an alle gewöhnt hatte, „schliefen“ wir in Mamas und Albis Apartment, wo er viel Platz zum rumstreunen hatte. Allerdings nie weiter als 50cm von mir entfernt. Leider war die wunderbare Zeit als Katzenmama viel zu schnell vorbei.

Was mich an Bali außerdem noch sehr beeindruckt hat, war die Einstellung zum Eigentum anderer. Auch wenn die Menschen nur sehr wenig haben, ist Diebstahl hier doch sehr ungewöhnlich. Natürlich gibt es auf der ganzen Welt schwarze Schafe, aber im Großen und Ganzen musste man nicht die ganze Zeit darüber Nachdenken, ob man seine Tasche lieber vor dem Bauch trägt, oder ob man am Strand überhaupt ins Wasser gehen kann.
Bevor der Hinduismus nach Bali kam, hatte die Bevölkerung noch keine Religion. Allerdings hatten sie durchaus ihre Traditionen und ihre eigene Kultur. Als die Menschen nach und nach zu Hinduisten wurden (83%) vermischte sich der Hinduismus stark mit der balinesischen Kultur, so dass man den Hinduismus von Bali nicht mit dem in India oder nicht mal mit dem der Nachbarinseln vergleichen kann. Es fiel mir allerdings sehr schwer herauszufinden, was genau die Unterschiede sind. Ich kann nur sagen, dass die Unterschiede mit Nepal und Indien verglichen sehr deutlich sind. Den Rest werde ich noch herausfinden.

Ich möchte noch kurz sagen wie super schön es war Zeit mit der Familie zu verbringen! Dankeschön, dass ihr vier da wart!!!